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Holi (schon wieder) und der Cricket Worldcup

Meine Zeit hier in Indien neigt sich dem Ende zu. Vor genau einem Jahr – kurz nachdem ich diesen Blog startete – hab ich einen Bericht ueber Holi – dem indischen Festival des Lichts gebloggt. Heute ist es wieder soweit. Unglaublich wie schnell die Zeit vergeht…

Bin den Farbbeutel-Attacken der herumstreunenden Buben und Maedchengruppen bisher entgangen. Nur einmal wurde es knapp, als eine kleine Gruppe von Buben hinter einem Zaun auf mich zeigten und kurz darauf  die Arme zum Wurf hoben. Ich haette mich nicht aufgeregt wenn sie mich erwischt haetten … Wer das nicht aushaelt darf seine Wohnung an Holi nicht verlassen. Und mal ehrlich, wer von uns haette als Kind nicht so einen Feiertag geliebt, in dem man ungestraft mit seinen Freunden durch die Gegend streift, und sich wahllos mit Fremden Wasser- und Farbschlachten liefern darf. Die Burschen hatten jedoch nicht mich im Visier sondern schossen knapp ueber meinen Kopf auf eine vorbeifahrende Auto-Rickshaw hinter mir.

Auch die streunenden Hunde wurden nicht verschont, wie dieses Bild eines bunten Hundes beweist, der erschoepft auf den Stufen meines Lieblings-Chinesen eingeschlief:

Bunter Hund in Powai, Mumbai

Bunter Hund in Powai, Mumbai

Die Parties sind noch ueberall im Gange, nur werden sie heute spaetestens um 14:30 Uhr zu Ende sein, wenn Indien in Chennai ihr letztes Gruppenspiel im Cricket WorldCup gegen das Team West-Indies bestreitet. Indien wird es so gut wie sicher ins Viertelfinale schaffen, was gut ist fuer die Nation die so hoffnungslos an einer Cricketmania Epidemie leidet, und das schon seit mitte Februar als die Weltmeisterschaft begann. Vielleicht waren die Strassen in Wien, Graz und Linz auch leer als Franz Klammer oder Hermann Maier zu Olypischem Gold griff, und vielleicht war es auch bei uns unmoeglich ein Taxi zu bekommen als Oesterreich in Argentinien Deutschland besiegte. Ich kann mich an all das nicht erinnern. Fest steht, dass in Mumbai das Leben stillsteht wenn das Nationalteam am Feld steht. Mumbai ist eine Stadt wo sich immer hunderttausende Leute auf der Stasse tummeln, immer ausser wenn das Nationalteam Cricket spielt. Heute nachmittag sind alle die einen Fernseher besitzen zuhause und schauen sich ein Match an, das im Durchschnitt 6 – 8 Stunden dauert. Leute die keinen Fernseher besitzen gruppieren sich vor den Fenstern der Geschaefte und Cafes in denen das Match uebertragen wird und das Verkaufspersonal in Einkaufszentren findet man ebenso auffaellig haeufig in der Naehe von Flachbildschirmen. Pizza-Hut, Subways, Papa Jones und Domino’s Pizza stellen ihr Heimlieferservice im Laufe des Nachmittags ein, weil sie hoffnungslos ueberbucht sind und die Strassen von Mumbai werden angenehm leer und ruhig sein. Wer schnell durch diese Stadt will sollte sich nach dem Turnierplan richten.

Wie gesagt, dies sind meine letzten Wochen in Mumbai: In ca. einem Monat kommt Birgit und Anna zusammen mit einer befreundeten Familie (2 Kinder) nach Indien und wir werden nocheinmal einen 2 woechigen Urlaub in diesem wunderschoenen Land verbringen. Dazu mehr in einem anderen Posting. Nach diesem Osterurlaub bin ich noch ein paar Tage in Mumbai im Buero und dann gehts zurueck nach Oesterreich. Ich freu mich schon!

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Indisches Allerlei: Holi, Pokernacht und Sport

Holi,

Rudi nach dem Fest

…. das indische Fest der Farben ist eines der wenigen Feste, das von Hindus, Sikhs und Buddhisten gleichermassen gefeiert wird. Es ist auch das einzige Fest das ich kenne, bei dem Inder (maennlich und weiblich) oeffentlich „die Sau rauslassen“. Die Hauptaktivitaet bei den unzaehligen Holi-Parties, die meistens auf offener Strasse stattfinden, ist es andere Leute mit Farbe anzukleckern und mit Wasser zu ueberschuetten („Rain-Dance„). Das ist wirklich lustig! Am Holi Feiertag werden Parties geschmissen, trinkt man im Freien Alkohol und tanzt ausgelassen.

Der Event war eine gute Gelegenheit meine Nachbarn kennenzulernen. Alles nette – und z.T. sehr vermoegende Inder, die das unglaubliche Wirtschaftswachstum ihres Landes sehr zum eigenen Vorteil nutzen konnten. Sabu war auch dabei. Er wohnt im selben Haus wie ich und scheint seinen temporaeren Ruhestand zu geniessen. Er arbeitet angeblich an einem grossen, bahnbrechenden (aber geheimen) Projekt. Ich bin mal gespannt!

Fuer Kinder ein Traum: Holi

Nachbarn beim Bier

Texas-Holdem Pokernacht bei mir

Das ganze hat mittlerweile schon Tradition. Freitag oder Samstag Abend lade ich ein paar Leute zu mir ein und wir machen einen Maennerabend mit Bier, Wein, Whiskey, Poker und Musik. Vor 3 Wochen war Volker dabei und letzte Woche hatten wir Max W. zu Gast. Die Sache ist so genau so wie sie sich anhoert: nix Besonderes aber es macht  Spass.  Bemerkenswert: Chiranjib ist die Inkarnation von Michi K. wenn er betrunken ist; Dinoj outete sich als grosser Scorpions Fan und Biswajit hasst es zu verlieren (obwohl die Einsaetze mit 2oo INR sehr moderat sind).

Hier die Bilder zum Event… (bitte fragt mich nicht, warum ich in meiner eigenen Wohnung mitten in der Nacht Sonnenbrille und Baseball-Kappe trage. Dafuer gibt’s keine nuechterne Erklaerung!).

Gewonnen habe uebrigens ICH am Ende den Pot. Ich weiss – als Gastgeber sollte man das nicht tun, doch ich hatte den ganzen Abend ein grossartiges Blatt nach dem anderen. Die Kroenung war der Abschluss: Ich hatte 2 Asse in der Hand und 2 Asse waren am Tisch. Ich gehe natuerlich „All In“ und Max – der als einzige noch Chips hatte ausser mir – ging voll mit. Der Rest ist Geschichte und hier ist der Beweis. 🙂

Sport in Indien

Die Top-3 Sportarten in Indien sind Cricket, Cricket und Cricket. Seit 2 Wochen verstehe ich die Regeln (lange hat’s gedauert), was aber nichts an meinem urspruenglichen Eindruck aenderte: Das Spiel ist todlangweilig. Seit einer Woche wird hier sehr viel Feldhockey gezeigt. In New Delhi findet die Weltmeisterschaften statt, und Indien ist trotz Gastgeberstatus schon in der 1. Runde ausgeschieden. Hier in Indien wurde nicht einmal die Superbowl uebertragen. Dafuer bringt man hier enorm viele Spiele der englischen Premier-League und auch aus Deutschland werden Spiele des Cups in voller Spielzeit uebertragen. Die jungen Buben hier tragen Manchester und Barcelona Shirts, aber Cricket ist bei weitem die beliebteste Sportart.

Indien hat bei den Olympischen Winterspiele zwar nicht mitgemacht, jedoch den Event vollstaendig uebertragen. Hab mir beim Fruehstueck einige Bewerbe angesehen. Ist jemandem aufgefallen wie unterschiedlich die Amerikaner und die Europaeer die Medaillenwertung fuehrten? Alle amerikanische Medien folgten dem kommunistischen Zaehlprinzip: jede Medaillie ist gleich viel Wert; gewonnen hat jene Nation, die am meisten Medaillen hat, egal ob Gold, Silber oder Bronze. Zuefaellig ist das die einzige Zaehlweise – so unamerikanisch die Idee dahinter auch sein mag – bei der die Amis gewinnen wuerden. Die Europaeer hingegen folgen dem kapitalistischem „Siegen ist alles“-Prinzip. Auch 10 mal Silber ist demnach nicht so viel wert wie 1 mal Gold, und die Nation mit den meisten Goldenen ist auch in der Nationenwertung vorne. Nach dieser Zaehlweise liegt Kanada vor Deutschland.

Ich hab meinen eigenen Medaillenspiegel – und der ist objektiver als alle offiziellen Wertungen.  Ich habe mir ausgerechnet wieviele Medaillen jedes Land haette, wenn man man die Bevoelkerung auf 10 Millionen Einwohner normalisieren wuerde. Man kann ja kaum die USA mit Slowenien vergleichen, und China mit Oesterreich, oder? In den Wirtschaftswissenschaften sind solche Normalisierungen der Standard wenn man Wirtschaftsleistungen, Produktivitaet oder Einkommen zwischen Nationen vergleicht. Beim Sport soll das nicht gelten? Welches Land ist also wirklich am erfolgreichsten im Wintersport? Hier ist die Antwort:

(Zur Erklaerung: die linken Medaillenspalten zeigen die tatsaechlich gewonnen Medaillen, die rechten Medaillenspalten die auf 10 Millionen Einwohner hoch- oder niedergerechneten Ergebnisse und die mittlere Spalte zeigt die Bevoelkerungsgroesse in Millionen Einwohner. Die letzte Spalte ganz rechts zeigt die Summe aller Medaillen auf 10 Millionen Einwohner. Durch die Rundung kann diese von der Summe der Einzelwerte abweichen.)

(copyright: Rudi ;))

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